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Jean Marie Vianney

Jean Marie Vianney

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(Text aus Pfabü 111: Wendezeit)

sts| Über dem rechten Seiteneingang hat er seinen Platz gefunden, der 1925 in Rom heiliggesprochene Jean Marie Vianney. Allerdings kennen ihn die wenigsten unter diesem Namen. Der Name seines späteren Wirkungsortes wurde zu seinem Übernamen, unter dem ihn alle kennen: Heiliger Pfarrer von Ars! Dass sein Name einmal zum Inbegriff eines seeleneifrigen und erfolgreichen Pfarrers werden sollte, war nicht vorauszusehen. Aufgewachsen in einfachsten bäuerlichen Verhältnissen, fiel sein Wunsch, Priester zu werden, auf harten Boden. Zuerst galt es, den Vater zu überzeugen, der sich lieber einen tüchtigen Helfer in der landwirtschaftlichen Arbeit gewünscht hätte. Vor allem aber liessen die schulischen und intellektuellen Fähigkeiten des jungen Vianney mehr als zu wünschen übrig. Nur dank dem jahrelangen Privatunterricht beim Dorfpfarrer und einem wohlwollenden Bischof, der beide Augen zudrückte, brachte er es bis zum Abschluss und wurde zur Priesterweihe zugelassen.

Erfolg in Ars So wurde er anfangs 1818 als Pfarrer nach Ars geschickt, einem abgelegen Dorf von 230 Seelen, wo er nicht viel verderben konnte – wie man meinte. Stattdessen formte er das religiös wie anderweitig heruntergekommene Dorf innert weniger Jahre um zu einer Musterpfarrei. Aus dem abgelegenen Dorf ist ein Wallfahrtsort geworden. Vom Jahr 1827 an kam es zu jenen berühmten Pilgerzügen nach Ars, die bis zum Ableben von Vianney im Jahr 1859 nicht mehr aufhören sollten. Die Leute kamen aus allen Gegenden Frankreichs, ja von Belgien, England und sogar Amerika. Dabei hatte er in seiner abgetragenen Soutane und den «ungewichsten» Bauernschuhen so gar nichts Einnehmendes an sich. Da half nicht einmal seine ungewöhnliche religiöse Begabung – das Etikett «erleuchteter Idiot» ist wohl gleichermassen hart wie passend.

Mit viel Liebe zu den Ärmsten

Wie schaffte er es trotzdem, dass Ars nicht mehr das Ars war, das er angetreten hatte? An der Qualität seiner Predigten kann es nicht gelegen sein. Immer wieder konnte es geschehen, dass der eifernde Bussprediger plötzlich nicht mehr weiter wusste und kleinlaut von der Kanzel heruntersteigen musste. Schon eher war es seine gütige, umgängliche

Art und seine Liebe zu den Ärmsten, die ihm keine Ruhe liessen. Vianney konnte, auf der Strasse seine Schuhe und Strümpfe auszuziehen, um sie einem armen Schlucker zu verschenken und selbst barfuss nach Hause zu gehen. Und so gründete er ein Waisenhaus, das er den Namen «Vorsehungsheim» gab. Er hatte es ohne jegliche Mittel «aus dem Boden gestampft».

Voll Güte und Authentizität

Diese verströmende Güte machte zweifellos Eindruck auf die Menschen. Zudem spürten bei ihm alle, dass er selber tat, was er sagte und übte, was er lehrte. Das konnte so weit gehen, dass er am Ende eines Beichtgesprächs sagen konnte: «Mein Freund, ich gebe Ihnen eine kleine Busse, den Rest leiste ich selber für Sie.» – Das tat er dann in rücksichtslosem Fasten, nächtlichen Gebetszeiten in der Kirche, bis hin zu Formen von Selbstkasteiung, die nur schwer zu verstehen sind. Und so wusste der Pfarrer von Ars durch sein Gebet nicht nur offenkundige Wunden des Leibes und der Seele zu heilen. Er hatte auch die Gabe, verborgene Krankheiten, Störungen und Sünden zu erkennen, aufzudecken und zu heilen. Bis wenige Tage vor seinem Tod am 4. August 1859 verbrachte er noch immer 17 Stunden am Tag im Beichtstuhl. Als er schliesslich das Bett nicht mehr verlassen konnte, um in die Kirche zu gehen, sagte er: «Wie gut der liebe Gott ist. Wenn ich nicht mehr zu ihm gehen kann, kommt er zu mir!»